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Aus der Geschichte von Rietz

Rietzer Kirche mit jetzigem Gemeindehaus
Zur Lage unseres Dorfes
Unsere kleine Gemeinde Rietz mit den Ortsteilen Rietz-Ausbau. Rietz-Bucht und Neu-Rietz liegt 3 km entfernt von der Bundesstraße 2 zwischen den Städten Treuenbrietzen (2 km) und Lutherstadt Wittenberg (30 km). Der Hohe Fläming geht allmählich in dieser Gegend in den Niederen Fläming über. Der “Fläming”, ist ein Hügelland, ein eiszeitliches Endmoränen-Neuland, welches dem Alter entsprechend dem Warte-Stadium angehört.
Das Gebiet ist charakterisiert durch mittel- bis steilhängige Sand- und Kieshügel. Bewaldete Täler und Hügel wechseln mit Feldern. Auf den grundwasserarmen Böden wachsen vorwiegend Kiefern. Südlich grenzt die Gemeinde an die Gemarkung Dietersdorf, die östliche Gemarkungsgrenze verläuft entlang der B2 und begrenzt die Gemarkungen Rietz und Treuenbrietzen, im Norden und Westen liegen Gemeinden des Amtes Niemegk.

In frühester Zeit gehörte Rietz zum Herzogtum Sachsen. Unser Ort lag hart an der Grenze, denn Treuenbrietzen stand schon unter der Herrschaft der Brandenburger. 1815 kam der Norden Sachsens zu Preußen, seitdem gehörten wir dem Kreis Zauch-Belzig an. In der Gebietsreform 1952 wurde unser Dorf dem Kreis Jüterbog zugeteilt. Seit 1994 gehört nun Rietz zum Amt Treuenbrietzen mit der Kreisstadt Belzig (20 km von Rietz entfernt) im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Die Autobahn A 9 Berlin-Nürnberg ist in ca. 10 km Entfernung zu erreichen und die Bundesstraßen B 2 und B 102 nach ca. 3 km.
 

Was wissen wir aus den Anfängen der Ortsgeschichte

Ersterwähnung und Deutung des Ortsnamens
Man kann dazu das Historische Ortslexikon Brandenburg Seite 366 aufschlagen und wird dort folgendes nachlesen,: Historisches Ortslexikon für Brandenburg (HOB, S. 365-367): Im Jahre 1303 wird auf einen Bach zur Nieplitz mit den Worten “cum aqua...Retyz...” verwiesen. (STA Potsdam Pr. Br. Rep 8 Treuenbrietzen Nr. 2 fol 45 ).1334 ist in der Stadt ein Jo(hannes) kunnen de riciz als Bürger von Treuenbrietzen ansässig. (STA Potsdam Pr. Br. Rep.8 Treuenbrietzen Nr. 57 fol 8). 1388 können wir als das Jahr der Ersterwähnung ansehen, “Czu Ricz” (STA Weimar Cop B 2 fol 16b) heißt es im Lehnkopiar für die Vogteien des Kurfürstentums Sachsen-Wittenberg.1466 ist das Dorf Riecz genannt (STA Dresden Cop 58  fol 242 b)
"Zur Linde", Kirche, Schloß mit Teich in Rietz
Reinhard E. Fischer schreibt dazu in “Rund um Belzig” (1997): Der Beleg von 1303 stammt aus einer späten Kopie, die Originalurkunde ist nicht mehr vorhanden. Offensichtlich ist t für c verlesen. Der Ort wurde nach der Lage am Bach benannt. Mundartlich wird “Rii:ets” gesprochen.
Zu Neu-Rietz vermerkt Fischer: Die Kolonie wurde um 1800 errichtet. (S. 34) Im HOB wird auf S. 367 eine Ortsschaftsstatistik von 1861 als Ersterwähnung angegeben.
Zur Rietzer Bucht erklärt der Namensforscher Fischer: 1841 Bucht Rietz, 1897 Rietzer Bucht, mundartlich “de Bucht” bzw. “de Rii:etser Bucht”. Die Kolonie wurde um 1820 für die Arbeiter des Gutes Rietz angelegt. Bucht ist ursprünglich ein Flurname, er bezeichnet in Brandenburg einen umzäunten Raum, vor allem einen, in dem das Vieh während der Nacht eingestellt wurde. (S. 34) Das HOB nennt das Urmeßtischblatt 2174 Niemegk 1841/42 als Beweis für die Ersterwähnung dieses Namens. Die Kolonie sei vor 1825 angelegt worden. 1858 waren 16 Wohn- und 18 Wirtschaftsgebäude vorhanden.
Die Bezeichnung Rietzer Grenze wird 1861 für eine Kolonie und Forsthaus in einer Ortsstatistik verwendet. 1858 wurden 8 Wohn- und 10 Wirtschaftsgebäude vermerkt, 1895 6 Wohnhäuser. (HOB, S. 368) Der Wohnplatz Rietzer Buschmühle wurde noch 1905 genannt.
Die Kolonie Lüdendorf stand unter Rietzer Herrschaft, sie wurde 1873 abgetrennt und verselbständigt. (HOB, S.365) Fischer fasst zusammen: Das mittelalterliche Dorf war 1466 schon wüst. Ende des 16. Jahrhunderts errichtete man eine Schäferei, um 1728 ein Vorwerk, 1802 bis 1810 wurden Kossäten und Häusler angesiedelt. (Fischer, S.25) 1817 - 91 Bewohner, 1837 - 128 Bewohner, 1858 - 145 Bewohner, 1871 131 Bewohner und 16 zum Gut gehörig.
 Rietz war ein Rittergut und entwickelte unter verschiedenen Adelsgeschlechtern davon werden wir im zweiten Teil berichten.
 Wer schon jetzt gern mehr über die Ortsgeschichte erfahren möchte, dem ist die 2003 erschienene Ortschronik „Flämingdorf Rietz“ zu empfehlen. Dieses Buch ist  im Heimatmuseum von Treuenbrietzen und im Schulmuseum zu Rietz erhältlich.
    


Evangelische Kirchengemeinde                                                                      Rietz, im Oktober 1996
             R i e t z
- Der Gemeindekirchenrat-
Sieben Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands, in einer Zeit wirtschaftlicher Schwierigkeiten, großer Arbeitslosigkeit und des knappen Geldes sowohl im Staat als auch bei der Kirche, hat es die Evangelische Kirchengemeinde Rietz zur Freude aller Einwohner geschafft, an der in der DDR-Zeit nur notdürftig reparierten und nun stark baufällig gewordenen Kirche zunächst einmal den Kirchturm einer gründlichen Reparatur zu unterziehen und die Balkendecke im Kirchenschiff durch eine Stützkonstruktion vor dem Einsturz zu bewahren.
Noch kann die zur Zeit ausgeräumte Kirche nicht wieder zu Gottesdiensten genutzt werden, aber der Kirchturm als ortsbildprägender Mittelpunkt von Rietz bleibt auf Jahre hinaus erhalten, und bald werden auch wieder die Glocken zu Gottes Ehre erklingen können.
Die Kirchengemeinde hat viele Jahre dafür gespart. Auch die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, der Kirchenkreis Beelitz-Treuenbrietzen und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (Referat Kultur) in Potsdam haben Geld dazugeben. Der Gemeinderat Rietz und viele Einwohner folgten einem Spendenaufruf und haben die Mittel mit aufgebracht. So bleibt der Hinweis auf die Verkündigung des Wortes Gottes für alle sichtbar erhalten. Gott sei Dank!
Dem Gemeindekirchenrat Rietz gehören an:
Frau Marina Flemmer, Herr Erich Stolze, Frau Christel Wegener, Frau Andrea Hering als Älteste, Frau Maria Flemmer und Frau Christa Göse als Ersatzälteste und Herr Pfarrer Jürgen Lüdersdorf aus Treuenbrietzen als Vorsitzender.
Evangelische Kirchengemeinde                                                           Oktober 1996
R i e t z
- Der Gemeindekirchenrat -           
Liebe Einwohner von Rietz, Rietz-Bucht und Neu-Rietz !
Liebe evangelische Gemeindeglieder !                                                                                                                     
Die Beziehung jedes einzelnen zur Kirche in Rietz mag sehr unterschiedlich sein. Eigene Vergangenheit, persönliches Glück oder Unglück, gute oder schlechte Erfahrungen, vielleicht auch eigenes Engagement oder nur Bequemlichkeit spielen dabei eine Rolle. Und die antikirchliche Propaganda der letzten 63 Jahre zeigt bis heute ihre Nachwirkungen. Dennoch ist die Kirche als ortsprägender Mittelpunkt von Rietz nicht mehr wegzudenken. Deshalb hat die Kirchengemeinde mit der Hilfe des Staates und der Landeskirche schon einiges getan, um die Schäden der Vergangenheit aufzuarbeiten. Leider war bei den Reparaturarbeiten an der Kirchturmhaube und am Kirchendach 1972 - 74 aus bekannten Gründen nur sehr “oberflächlich” gearbeitet worden, so daß uns jetzt eine Menge zu tun bleibt. Zu unserer großen Freude geht die Renovierung des gesamten Turmes ihrer Vollendung entgegen. Auch wenn für einige das Gerüst zu lange steht (es wird aber für einen Festpreis abgerechnet), so brauchen Planung, Marerialbereitstellung und Ausführung der komplizierten und vielfältigen Arbeiten noch ihre Zeit. Mitte Oktober kommen Kugel und Wetterfahne als krönender Abschluß wieder auf den Turm. Der Elektroanschluß wird gleich verkabelt, und dann wird die elektrische Läutanlage, die den Zimmerleuten weichen mußte, wieder installiert. Angesichts der schlechten finanziellen Lage sowohl des Staates als auch der Landeskirche, die durch das derzeitige Steuersystem eng damit verbunden ist, läßt sich der Abschluß der Bauarbeiten am Kirchenschiff zur Zeit nicht absehen.
Um nun nicht mit Schulden in das neue Jahr gehen zu müssen, erbitten wir neben dem Gemeindekirchgeld von den nicht mehr steuerpflichtigen Gemeindegliedern auch von den anderen Einwohnern ganz herzlich nennenswerte Spenden für die Fortführung der Arbeiten.
Frau Marina Flemmer bzw. Pfarrer Lüdersdorf werden Ihre Zahlungen und Spenden am Sonnabend,
dem 19. Oktober 1996 entgegennehmen :
Uhr - 10.30 Uhr Rietz Bucht bei Familie Stolze,
Uhr - 11.00 Uhr Neu-Rietz bei Familie Kilz,
Uhr - 16.00 Uhr im Mehrzweckgebäude.
Die Berechnungsgrundlage für das Gemeindekirchgeld (5% der Januareinkünfte für das ganze Jahr) ist seit dem Kirchengesetz vom 20. Oktober 1990 unverändert, aber die Höhe Ihrer Einkünfte wird sich verändert haben. Die Höhe Ihrer Spenden ist Ihnen natürlich freigestellt, aber sie macht die Fördermittel von Staat und Kirche möglich. Vielleicht hilft Ihnen der zeitigere Termin für eine positive Entscheidung.
                                                                   
Für den Gemeindekirchenrat Rietz
Rietz, den 1. Oktober 1997
DAMIT’S IN RIETZ NOCH SCHÖNER WIRD !                                
An alle tatkräftigen Männer in Rietz !
Auch wenn uns einige Fördermittel zum Erhalt und zur Sanierung unserer Dorfkirche zugesagt wurden, müssen wir kostensparend arbeiten, um mit dem Geld möglichst weit zu kommen und nicht vorzeitig aufhören zu müssen. Für die Verpressungsarbeiten am locker aufgefüllten doppelwandigen Mauerwerk muß das Dach abgedeckt werden. In Absprache mit Herrn Bürgermeister Höhne wollen wir am Sonnabend, dem 4. Oktober 1997, ab 9.00 Uhr das Dach runter nehmen. Dazu brauchen wir hilfsbereite Leute.
Anschließend muß der Dachstuhl mit Planen gesichert werden. Jeder Helfer ist herzlich willkommen. Wir können so ca. 2.000 DM sparen.
Mit besten Grüßen,
Ihr Pfarrer Lüdersdorf
Aufgrund dieses Aufrufes hatten sich pünktlich um 9.00 Uhr tatkräftige Männer unseres Ortes an der Kirche eingefunden. Unser Bürgermeister Kersten Höhne und unser Pfarrer Jürgen Lüdersdorf legten ebenso mit Hand an.
Traktorenanhänger standen für den Dachsteinschutt bereit. In ca. 3 Stunden waren die Dachsteine des Kirchenschiffes abgetragen und somit die Voraussetzung für den Beginn der Sanierungsarbeiten am Mauerwerk gegeben.
Der 3. Bauabschnitt, der für 1998 vorgesehen ist, umfaßt noch einmal einen Wertumfang von ca. 200.000 DM. Damit sollen die nötigsten Arbeiten, wie das Dach, die Fenster, die Orgelempore, der Fußboden und die Malerarbeiten finanziert werden.
Vorrang vor allem anderen hat die Schwammsanierung der Orgelempore, damit die Holzsanierung insgesamt nicht gefährdet ist. Der Blitzschutz ergibt sich aus der Tatsache, daß das Gerüst zur Zeit zur Verfügung steht. Die Kosten für die Bauleistungen und Baunebenkosten hierfür betragen ca. 162.000,- DM.

Der Finanzierungsplan sieht wie folgt aus:
             
Fördermittel vom Land 80.000,- DM
Kirchengemeinde Rietz 6.500,- DM
Darlehen Kirchengemeinde Rietz 10.000,- DM
Kommune Rietz 10.000,- DM
Landeskirche Brandenburg 55.000,- DM
 
Doch die Kirchenkasse ist leer, die ausgeführten Arbeiten haben den letzten Pfennig verschlungen. Um weitere Fördergelder zu erhalten, muss ein gewisser Eigenanteil vorhanden sein. Um diesen Anteil aufbringen zu können, fand am 28. September 1998 ein Benefitz-Konzert eines Moskauer Männerchores des „Heiligen Wladimier“ in der noch innen eingerüsteten Kirche statt. Die 8 Männer des Chores brachten russisch orthodoxe Gesänge und Volkslieder zu Gehör. Dieser Männerchor gastiert seit 1993 regelmäßig in der Kirchengemeinde in Treuenbrietzen, das Honorar stellen die Sänger einem Krankenhaus in Moskau zur Verfügung.
Hier in Rietz verzichteten sie auf ihr Honorar zu Gunsten des weiteren Ausbaus unserer Kirche. Einige Frauen des Ortes fanden sich, um aus der Baustelle im Kircheninneren einen Raum zu machen, der die Durchführung dieses Konzertes ermöglichte. Stühle und Bänke wurden herbeigetragen, die Wände mit Weinreben behängt, der Altar mit Blumen geschmückt. Die Kirche war liebevoll und schön hergerichtet und die Darbietung der Mitwirkenden übertrafen alle Erwartungen. Es waren viele Zuhörer gekommen und der Erlös dieses Abends betrug 1.800 DM.
Ein ganz besonderer Dank gilt unserem damaligen Pfarrer Herrn Lüdersdorf, letztendlich setzte er sich tatkräftig für den Erhalt der Kirche, unserem Ortsprägenden Mittelpunkt, ein und zog mit seinem bestreben dieses Gotteshaus für die Nachwelt zu erhalten, die ganze Gemeinde mit. Und mit Erfolg, hatte die „Untere Denkmalbehörde“ die Kirche doch schon abgeschrieben, sie ist den Rietzern erhalten geblieben und nicht nur dass, die Kirche hat sich zu einem Schmuckstück gewandelt.            


 

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